Mein persönlicher Weg zur Segelfluglizenz


Zu den wichtigsten Tätigkeitsfeldern unseres Vereins im LVG Grünstadt zählt die Ausbildung von Piloten. Um Interessierten einen Einblick in den Ablauf der Ausbildung zu geben, möchte ich an dieser Stelle meinen ganz persönlichen Weg zur Segelfluglizenz beschreiben:

Für Jugendliche ist das Segelfliegen der beste Einstieg in das Fliegerleben, da es schon ab 14 Jahren begonnen werden kann und die Ausbildung im Vergleich zu einer Motorfluglizenz relativ kostengünstig ist. Ich begann am 01.04.2014 mit einem stolzen Alter von 35+ 😉 mich auf die Suche nach einem guten Verein zu begeben. Ich stellte fest, dass die Segelflugausbildung hierzulande hauptsächlich nur von Vereinen angeboten wird, da das Segelfliegen als Teamsport relativ personalaufwändig ist. Dies macht es für kommerzielle Flugschulen unrentabel. Über eine Empfehlung meines Schornsteinfegers Ralf Bock der meine Flugmodelle auf meinem Dachboden beim kehren des Schornsteines entdeckte kamen wir sehr schnell ins Gespräch und wir unterhielten uns ausgiebig über den Flugsport. Somit kam ich zum Luftfahrtverein Grünstadt, welcher in Quirnheim ausbildet. Nach der Vorstellung der Technik und Teilnahme am Flugbetrieb war mir klar: Das möchte ich machen!

Gans besonders ist der Zusammenhalt der Mitglieder und die Herzliche Aufnahme in den Verein. Nach dem ich die Formalitäten geklärt wusste bin ich auch schon Mitglied geworden. Mir wurde auch die Dienstvergabe und der Stundeneinsatz der geleistet werden soll, um den Verein lebendig zu halten, erklärt.

Im April 2014 ging es sofort mit der Flugausbildung los. Mein erster Start war ein Windenstart mit Fluglehrer in unserer doppelsitzigen ASK 21. Nach den 10 Minuten (bei denen ich nichts weiter gemacht habe, als die Eindrücke auf mich wirken zu lassen) war ich total glücklich. Im ersten Jahr lernte ich den Geradeausflug, Kurven zu steuern, Starts und Landung sowie das Flugzeug in schwierigen Flugzuständen zu beherrschen. Das erfolgte im Doppelsitzer in Begleitung durch einen Fluglehrer.

Nach 5 Monaten mit den Lehrern kam es auch zu einem der Höhepunkte meiner bisherigen Fliegerkarriere, meinem ersten Alleinflug. Das Wochenende begann damit, dass der Fluglehrer meine Blaue Karte (den Ausbildungsnachweis) besonders innig studierte und zu folgendem Schluss kam: „Dir fehlt ja nur noch 1 Seilrissübung, dann kannst du alleine fliegen. – Da kann ich dir aber heute leider nicht helfen.“ Etwas enttäuscht ging ich also an den Flugbetrieb. Mein erster Start, für mich völlig überraschend, endete mit einem imitierten Seilriss in knapp 100 Metern Höhe. Ich war zwar überrascht, reagierte aber richtig. Der zweite Versuch, diesmal in 150 Metern war nur noch obligatorisch. Am Sonntag den 10.08.2014 flog ich die Überprüfungsstarts mit 2 Fluglehrern und wurde zum Alleinflug zugelassen. Erst nachdem das Windenseil straff war, und der Flieger sich in Bewegung setzte, wich meine Anspannung. Nach dem der Flieger in einer Höhe von 450 ausgeklinkt war und ich die Maschine ausgetrimmt hatte, musste ich einen Blick nach hinten auf den zweiten Sitz riskieren und nachsehen ob ich wirklich alleine bin. (Ich war alleine) Drei wunderbare Platzrunden, und meine „A“-Prüfung war geschafft. Nach alter Fliegertradition bekam ich abends meine „A-Dresche“, alle Anwesenden durften mir den Hintern versohlen.
Anfang November 2014 ging es dann los. Der theoretische Unterricht in den Fächern Meteorologie, Luftrecht, Technik, Navigation, Verhalten in besonderen Fällen und Menschliches Leistungsvermögen wurde von unseren Fluglehrern die ihren Job ehrenamtlich machen über die Wintermonate vermittelt. Da die Gruppe relativ klein war, konnten die Lehrer auf persönliche Vorkenntnisse Rücksicht nehmen und Schwerpunkte setzen. Insgesamt fordert das Gesetz mindestens 40 Unterrichtsstunden. Im Verein wurden diese Unterrichtseinheiten in Teilabschnitte aufgeteilt, da für uns „Fußgänger“ Begriffe wie „negatives Wendemoment“ oder „Altocumulus Castellanus“ zunächst noch unverständliche Fremdwörter waren.
In den weiteren Monaten festigte ich in vielen Flügen meine Fähigkeiten. Ich legte im März 2015 ein Sprechfunkzeugnis ab. Wichtig fand ich auch die Teilnahme im Oktober 2015 in Bad Sobernheim zum Finish Lehrgang und Vorbereitung auf die schriftliche Prüfung. Nach Lehrgangsende konnte ich mit bestandener Theorieprüfung beim Luftamt Hahn meinen Fluglehrern diese freudige Mitteilung machen.
Nach einem 50 km Streckenflug mit Außenlandung, welcher auch in der Ausbildung vorgeschrieben ist, konnte ich zur praktischen Prüfung angemeldet werden.
Am 26 Mai 2016 besuchte mich ein Prüfungsteam der Luftfahrtbehörde Hahn. Nach drei Flügen (3 Windenstarts) erklärte der Prüfer mir, dass er zufrieden mit meinen Leistungen sei und meine Lizenz ausstellen wird. Am 08.06.2016 hielt ich meine Lizenz in der Hand.
Meine Ausbildung hat knapp 2 Jahre gedauert. Es hätte schneller gehen können, doch ich habe die Zeit genossen und sehr viel gelernt. Nach 160 Starts und etwa 45 Flugstunden denke ich, dass ich genug Erfahrung gesammelt habe, um in Zukunft sicher eigenverantwortlich und auch mit Fluggästen fliegen zu können.
An dieser Stelle möchte ich noch all meinen Fluglehrern danken die echt nerven bewiesen haben um mich auszubilden. Ihr macht einen tollen Job.

Ein Dank geht auch an alle anderen die mich während meiner Ausbildung unterstütz und beraten haben.

Mit fliegerischem Gruß

Euer Olli